Green Growth / Degrowth
Bislang ist es nicht gelungen, eine hinreichend starke Reduktion der ökologischen Belastungen zu erreichen. Rebound-Effekte reduzieren zudem die Wirkung von Effizienz- und Konsistenzstrategien. Während der Aktionstage wurden die Konzepte „Degrowth“ und „Green Growth“ bei einigen Veranstaltungen diskutiert.
Bilder

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Wie können wir die Unternehmen von morgen aufbauen? Diese Fragen diskutierten die Teilnehmenden der Veranstaltung des Impact Hubs Hamburg

Foto: KNU/Westholm
Während des Lunchtalks diskutierten die Podiumsgäste (von links nach rechts) Ulrich Petschow vom Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW, Berlin), der Moderator Prof. Dr. Alexander Bassen (KNU), Dr. Wolfgang Lührsen (AK Suffizienz des BUND Hamburg) und Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer (Fakultät WISO) angeregt mit dem Publikum zum Thema „Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen".

Foto: oikos Hamburg e. V.
Die Podiumsgäste nehmen das SDG 13 kritisch unter die Lupe...

Foto: KNU/Westholm
...während das Publikum aufmerksam zuhört und mitdiskutiert.
How can we build the businesses of tomorrow?
„Schließt die Augen und atmet tief ein und aus. Und nun überlegt, was Ihr von dem heutigen Workshop erwartet“, baten Jose Saldana und Boris Kozlowski die Veranstaltungsteilnehmenden am Montagmorgen, den 17. Juni. Nachdem die Erwartungen an den Workshop gesammelt waren, stellten sie zunächst das globale Impact Hub Netzwerk vor und berichteten, was sie zur Gründung eines Impact Hubs in Hamburg bewegt hatte. Die Vision sei es, einen Ort in der Stadt zu schaffen, der es Menschen ermöglicht, ihr Potential auszuschöpfen und einen nachhaltigen Impact durch Community, Entrepreneurship und Innovation zu erreichen. Fragen der Teilnehmenden bezüglich des Netzwerkes wurden geklärt und die aktuellen Aktivitäten des Netzwerkes aufgezeigt.
Anschließend erarbeiteten die Teilnehmenden in kleinen Gruppen Ideen für neue Unternehmensmodelle, welche einen nachhaltigen Impact haben und gleichzeitig die Umsetzung mehrerer Sustainable Development Goals (SDGs) fördern. Dabei sammelten die Teilnehmenden im ersten Schritt individuell ihre Ideen und stellen diese anschließend den anderen Gruppenmitgliedern vor. Gemeinsam entschied sich jede Gruppe dann für jeweils eine Idee und arbeitete diese weiter aus, unterstützt mit Leitfragen von Jose und Boris. Zum Schluss präsentierten die Gruppen ihre Ideen im Plenum und gaben gegenseitig konstruktive Kritik.
Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen. Der Ansatz einer vorsorgeorientierten Postwachstumsposition
Im Zentrum der Diskussionsveranstaltung im gut besuchten Gästehaus der Universität stand die Vorstellung der im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellten Studie „Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen. Der Ansatz einer vorsorgeorientierten Postwachstumsposition“. Sie wurde von zwei wissenschaftlichen Instituten erarbeitet, die in ihren Positionen weit auseinander stehen: Dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, dessen Leiter auch Vorsitzender des Rates der „Wirtschaftsweisen“ ist, und dem Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin.
Den ersten Input (PDF) gab Dr. Wolfgang Lührsen vom Arbeitskreis Suffizienz des BUND Hamburg. Er stellte die wesentlichen planetaren Grenzen dar, die teilweise bereits zu extrem hohen Risiken für die Menschheit geführt haben (Biodiversität, Klimawandel mit möglichen Kipppunkten). Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stellte er als irreführenden Indikator für Wohlstand und Entwicklung einer Gesellschaft dar.
Der Hauptautor der Studie, Ulrich Petschow, stellte in seinem Vortrag (PDF) die Grundaussagen der Studie vor, u. a. die Positionen von „Degrowth“, „Green Growth“ und die abgeleitete „Postwachstumsposition“ sowie wesentliche Wachstumstreiber und -abhängigkeiten wie z. B. die Sozialversicherungssysteme und die Beschäftigung vor. Die in der UBA-Studie erarbeitete Postwachstumsposition umfasst eine Strategie mit vier wesentlichen Elementen, die neben der Unterstützung und Beförderung eines kulturellen Wandels die konsequente Internalisierung umweltschädlicher Effekte von Produktion und Konsum durch marktbasierte Instrumente vorsehen, die Entwicklung partizipativer Suchprozesse und Schaffung von Experimentierräumen sowie die Prüfung, wie gesellschaftliche Institutionen und Prozesse vom Wachstum unabhängiger werden können.
Die Wirtschaftshistorikerin Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer von der Fakultät WISO an der Universität Hamburg reflektierte in ihrem anschließenden Input (PDF) die anstehende Transformation unter wirtschafts- und theoriegeschichtlichen Aspekten: Die Disziplin VWL bzw. Economics beantwortet die Werturteilsfrage mit einer Unterscheidung von Zielen und Instrumenten – Ziele, wie beispielsweise die drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes – werden im politischen Prozess festgelegt, darauf nähme die Disziplin keinen Einfluss. Sie stelle also auch nicht die Ziele „Wachstum“ und „Beschäftigung“ infrage und konzentriere sich stattdessen auf die zur Zielerreichung auszuwählenden Instrumente.
In der anschließenden von Prof. Dr. Alexander Bassen (KNU) moderierten Diskussion wurde u. a. das Instrument einer CO2-Steuer ausführlicher thematisiert, deren Höhe und mögliche soziale Auswirkungen.
Climate Action im Klima unseres Wirtschaftssystems – Das Sustainable Development Goal 13 wird kritisch unter die Lupe genommen
In der von oikos Hamburg e. V. organisierten Diskussion „Climate Action im Klima unseres Wirtschaftssystems – Das Sustainable Development Goal 13 wird kritisch unter die Lupe genommen“ diskutierten Prof. Dr. Niko Paech (Plurale Ökonomik, Siegen), Christopher Schrader (Freischaffender Journalist bei KlimaSocial & RiffReporter, Wissenschafts-Journalist mit den Themenschwerpunkten: Klimaforschung, Energietechnik, Umwelt, Physik und Geowissenschaften), Prof. Dr. Timo Busch (Chair of Management and Sustainability Universität Hamburg, 1. Vorsitzender advisory board oikos Hamburg e.V) und Prof. Dr. Sonja Peterson (Wissenschaftliche Geschäftsführerin am Institut für Weltwirtschaft (IfW), Ökonomin und Wirtschaftsmathematikerin) von den oikos-Moderator*innen Anna Katharina Dahms & Nicolas Zielasko vorbereitete Fragenkomplexe, zunächst, mit welchen Verkehrsmitteln die Diskutant*innen zu dieser Veranstaltung gekommen seien.
Paech – bekannt als Nicht-Flieger – kritisierte aber die Fragestellung und verwies darauf, dass man seinen gesamten Lebensstil unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes und der CO2-Intensität betrachten müsse, auch historisch. Dabei werde man feststellen, dass etwa 200 Tonnen CO2 in einem Menschenleben emitiert werden können, und man solle sich fragen, wie man das erreiche. Auf die Entgegnung, es gehe aber um politische Veränderungen, entgegnete er, dass jeder Versuch einer strukturellen Veränderung voraussetze, dass es Pioniere, Blueprints gäbe, sonst werde die „Doppelmoral zum Normalzustand“.