Experimental Economics for Advanced Modelling of Sustainable Agriculture
Titel des Forschungsprojektes
Experimental Economics for Advanced Modelling of Sustainable Agriculture
Beteiligte Fachbereich(e) / Fakultät(en)
Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Finanzwissenschaften
Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften, Forschungsstelle Nachhaltige Umweltentwicklung
Projektverantwortliche
Prof. Dr. Uwe A. Schneider
Prof. Dr. Andreas Lange
Martina Hartmann
Dr. Kerstin Jantke
Dr. Claudia Schwirplies
Dr. Livia Rasche
Hintergrund des Projektes
Vom 30. November bis 12. Dezember 2015 haben Minister und Regierungsbeamte aus 195 Nationen auf der UN-Weltklimakonferenz in Paris ein neues Klimaabkommen ausgehandelt und sich auf ein ehrgeiziges Ziel geeinigt: Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden soll die Erderwärmung auf 1.5 Grad beschränkt werden. Dies erfordert, dass in allen Wirtschaftssektoren die Treibhausgasemissionen (THG) signifikant gesenkt werden.
Der Agrarsektor zum Beispiel verursacht global:
- 10-14% der gesamten anthropogenen THG-Emissionen (ohne energiebedingte THG-Emissionen),
- 54% der anthropogenen Methanemissionen und
- 77% der anthropogenen Lachgasemissionen.
Bisher werden THG-Emissionen aus der Landwirtschaft nicht reguliert. Anders als in anderen Sektoren gibt es daher im Agrarsektor kaum Anreize zur Verminderung von THG-Emissionen.
Unser Projekt soll sich mit ebendieser Problematik beschäftigen und Ansätze für eine effektive Regulierung von THG aus dem Agrarsektor aufzeigen.
Zielsetzung des Projekts
Um die THG-Emissionen in der Landwirtschaft zu reduzieren, müssen Landwirte ihre Technologien, Produktions- und Anbaumethoden auf emissionsarme Alternativen umstellen. Der Grad und die Geschwindigkeit der Anpassung unterscheiden sich dabei von Landwirt zu Landwirt, da unterschiedliche Zeit- und Risikopräferenzen bestehen, und Landwirte unterschiedlich auf Anreize wie politische oder ökonomische Instrumente reagieren. Diese Präferenzen werden im Moment kaum in Politik- und Handlungsanalysen berücksichtigt, obwohl ihre Integration realistischere Informationen für Entscheidungsträger generieren würde.
Als Instrumente in der Anfertigung der Politik- und Marktanalysen werden oft Gleichgewichtsmodelle eingesetzt. Sie unterstellen ihren Akteuren eine rationale Erwartungsbildung, was dazu führt, dass keine Trägheit in der Umsetzung oder schleppende Akzeptanz einer neuen Technologie dargestellt werden kann. Die experimentelle oder Verhaltensökonomie hingegen analysiert individuelles Verhalten und beobachtet Entscheidungsprozesse unter Risiko und Unsicherheit, wovon spezifische Präferenzen abgeleitet werden können.
In diesem Projekt sollen diese Aspekte miteinander verbunden werden. Um eine ganzheitliche Politik- und Handlungsanalyse durchführen zu können, werden in ökonomischen Experimenten mit Landwirten Entscheidungs- und Risikoparameter bestimmt, die anschließend in Gleichgewichtsmodelle übernommen werden. Diese methodische Innovation soll nicht nur zu neuen Erkenntnissen für die Regulierung von THG-Emissionen im Agrarsektor führen, sondern auch den Weg bereiten für den Einsatz dieser Methode in vielen anderen Bereichen der Ökonomie.
Vorgehen/Methode
Um Entscheidungen, Präferenzen und Unsicherheiten in Gleichgewichtsmodellen abbilden zu können, werden in ökonomischen Experimenten mit Landwirten Präferenzen bestimmt und in teils mehrjährigen Feldexperimenten Verhaltensdaten gesammelt. Zusätzlich kommen biophysikalische Modelle zum Einsatz, die zur Ableitung von Handlungsempfehlungen für eine THG-arme Bewirtschaftung verwendet werden. Umweltanalysen bewerten die Auswirkungen landwirtschaftlicher Aktivitäten auf Biodiversität, Bodenerosion und Wasserqualität. Mithilfe eines landwirtschaftlichen Sektormodells werden schließlich die Einsparpotentiale von THG-Emissionen geschätzt sowie Handlungs- und Politikempfehlungen aufgezeigt (Abbildung 1).
Abbildung 1: Schematische Darstellung des Projekts.