Dr. Peter Borchardt
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CEN Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit / MIN-Fakultät, Institut für Geographie - Universität Hamburg
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Titel des Forschungsprojektes:
Gefährdete Baumarten in Äthiopien: Inventarisierung ausgewählter Waldgebiete
Mentor:
Prof. Dr. Udo Schickhoff
Hintergrund des Projekts:
Äthiopien ist durch eine geringe Waldbedeckung gekennzeichnet, jedoch beherbergen die bestehenden, meist kleinflächigen Waldbestände eine große Vielfalt einheimischer und endemischer Baum- und Straucharten. Die zunehmende Übernutzung natürlicher Ressourcen und der damit einhergehende, konstante Rückgang von Waldhabitaten führt zum Verlust von Gehölzarten. Immer wiederkehrende Dürreperioden – deren Auswirkungen durch den Klimawandel verstärkt werden – tragen zusätzlich zu Biodiversitätsverlusten bei. Die Sicherung der Existenzgrundlage hat für den Großteil der Bevölkerung Vorrang vor einer nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und dem Schutz von Biodiversität. Gehölze spielen eine zentrale Rolle für die Lebenssicherungsstrategien der ländlichen Bevölkerung, denn über 90% der genutzten Energie in Äthiopien wird aus Biomasse erzeugt - Brennholz stellt die Hauptkomponente dar.
Zielsetzung des Projekts:
Ein Beispiel für diese kleinflächigen Waldbestände sind die sogenannten Kirchenwälder: Diese Wälder stehen unter dem Schutz der äthiopisch-orthodoxen Tewahedo Kirche und sind Relikte afromontaner Waldgebiete. Sie sind damit eines der letzten Refugien seltener Baumarten und vom Menschen unveränderter Waldökosysteme. Um effektiv diese Wälder und die dort vorkommenden Gehölzarten schützen zu können, müssen sie inventarisiert und untersucht werden um gezielt gefährdete Baum- und Straucharten zu erfassen und zu dokumentieren.
Ziel ist die Erfassung und Dokumentation von zwei ausgewählten Kirchenwäldern in Zentral-Äthiopien. In diesen soll die Phytodiversität mittels Vegetationsaufnahmen einer Inventarisierung der Gehölzarten untersucht werden.
Vorgehen:
In den beiden Kirchenwäldern werden Transekte eingerichtet, die vorhandene Höhengradienten und verschiedene Expositionen abdecken. Entlang dieser Transekte werden alle 100 Höhenmeter Aufnahmeflächen angelegt, in denen Strauch- und Baumarten, Waldstruktur sowie Reliefeigenschaften (HOMEIER 2004, NEWTON 2008) erfasst werden. Um die Vergleichbarkeit mit bisher veröffentlichten Arbeiten (vgl. ZEGEYE et al. 2006, SCHMITT et al. 2010) zu gewährleisten, werden Baum- und Strauchschicht auf 400 m² (20 m x 20 m) großen Plots aufgenommen. Zusätzlich wird auf einem innerhalb der Aufnahmefläche liegenden Sub-Plot die Krautschicht auf 4 m² (2 m x 2 m) erfasst. Bei der Vegetationsaufnahme werden Flächen unterschiedlicher Nutzungsintensität berücksichtigt, auf denen Dominanz, Frequenz und Abundanz (bzw. nach BRAUN-BLANQUET 1964) dokumentiert werden. Weiter wird der Importance Value Index (IVI, CURTIS 1959) berechnet. Der IVI gibt die ökologische Relevanz einer Art wieder und ergibt sich aus der Summe der Prozentwerte ihrer relativen Frequenz, ihrer relativen Dichte und ihrer relativen Dominanz. Um die einzelnen Flächen der Transekte mit- und untereinander vergleichen zu können, werden Jaccard- und Sørensen-Koeffizient berechnet. Eine Aussage über die Diversität der Gefäßpflanzen auf den Flächen ermöglicht u.a. die Kalkulation von Simpson-, Shannon- sowie Evenness-Index (vgl. TREMP 2005). Zusätzlich werden Methoden zur Identifikation der Standorteigenschaften und zur Waldstrukturanalyse (HOMEIER 2004, NEWTON 2008) angewandt. Die finale Auswertung der gesammelten Daten erfolgt mit unterschiedlichen Methoden (Clusteranalysen, Ordination) der multivariaten Statistik (vgl. LEYER & WESCHE 2007).
Dr. Peter Borchardt in Äthiopien und eine alte Würgefeige in einem äthiopischen Kirchenwald.
Fotos: Borchardt