Abschluss des Forschungsprojekts „(Un)nachhaltige urbane Entwicklung in Mexiko-Stadt“
22. September 2017, von Tobias Wegener

Foto: Unsplah / Alexis Tostado, CC0-Lizenz
Das Wachstum von Megacities wie Mexiko-Stadt stellt Städteplaner vor große Herausforderungen. Bisher sind Größe und Ausbreitung von Slumgebieten – ebenso wie andere illegale Siedlungen und Landnutzungen – schwer messbar, und es gibt kaum belastbare Zahlen. Diese sind jedoch Voraussetzung für soziale und städtebauliche Konzepte sowie für Klimaprognosen. Jetzt haben Dr. Miguel Rodriguez Lopez und Prof. Jürgen Scheffran vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) im Rahmen eines KNU-geförderten Forschungsprojektes eine Methode entwickelt, die Daten aus der Satelliten-Fernerkundung (Remote Sensing) mit sozialen Daten (Human Sensing) wissenschaftlich verknüpft – und dadurch das Muster illegalen Städtewachstums am Beispiel von Mexiko-Stadt erkennbar gemacht.
Methode
Zunächst wurden dazu Satellitenbilder der südlichen Stadtgrenze von 2009 bis 2014 mithilfe eines Geoinformationssystems (GIS) ausgewertet. Bis zu einer Genauigkeit von fünf Metern wurden die Areale entweder als natürlich oder als besiedelt eingestuft. Zusätzlich zu den Remote-Sensing-Daten aus der Fernerkundung wurden 18.000 Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern ausgewertet, die Umweltverstöße wie illegales Siedeln in Naturschutzgebieten bei der Umweltbehörde von Mexico-Stadt zur Anzeige brachten. Diese Human-Sensing-Daten aus dem Zeitraum von 2002 bis 2013 sind bei der Behörde online einsehbar.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass es möglich ist, geografische Daten aus der Fernerkundung mit Daten menschlicher Aktivitäten im Rahmen einer wissenschaftlichen Analyse zu kombinieren. Die Verwendung freiwilliger geografischer Daten (voluntary geographic information VGI) hat ermöglicht, illegale Siedlungsgebiete zu identifizieren. Der dabei deutlich gewordene starke Zusammenhang zwischen illegalen Siedlungen und den vorherrschenden sozioökonomischen Bedingungen eröffnet neue Forschungsmöglichkeiten zum besseren Verständnis von Verstädterungsprozessen.
Ausblick
Die neue Methode ist auf andere Megacities übertragbar und kann potenziell auch weitere Human-Sensing-Quellen nutzen, wie freiwillige Daten (VGI) aus Google oder Twitter. Beispielsweise in Asien und Afrika sind große Wanderungsbewegungen in die Städte zu erwarten, die zusätzlich zu sozialen und rechtlichen Problemen auch einen deutlichen Anstieg klimarelevanter Emissionen zur Folge haben würden. Um hier gegensteuern zu können, müssen Entscheidungsträger die Muster illegalen Städtewachstums genau kennen.
Mehr Information
Rodriguez Lopez, J. M., Heider, K., & Scheffran, J. (2017). Frontiers of urbanization: Identifying and ex-plaining urbanization hot spots in the south of Mexico City using human and remote sensing. Applied Geog-raphy, 79, 1-10. doi:10.1016/j.apgeog.2016.12.001.
Rodriguez Lopez, J. M., Heider, K., & Scheffran, J. (2017). Human and remote sensing data to investigate the frontiers of urbanization in the south of Mexico City. Data in Brief, 11, 5-11. doi:10.1016/j.dib.2016.12.049.