Wissenschaftscafés
Wissenschaft in entspannter Atmosphäre: Unter diesem Motto fanden die vom Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) initiierten Wissenschaftscafés statt. Dabei wurde die Gelegenheit genutzt, intensiv über verschiedene Aspekte nachhaltiger Wissenschaft zu diskutieren, einen über Fachgrenzen hinweg gehenden Austausch anzustoßen und ganz unterschiedliche Perspektiven zu nachhaltiger Entwicklung zu beleuchten.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über alle bisherigen Veranstaltungen der Reihe „Wissenschaftscafé“:
„Wie wirkt Wissenschaft sozialer Spaltung entgegen?“ (8. Wissenschaftscafé)
„Wie wirkt Wissenschaft sozialer Spaltung entgegen?“
Unter dem Motto „Wie wirkt Wissenschaft sozialer Spaltung entgegen?“ fand am 19.11.19 ein Wissenschaftscafé in Zusammenarbeit mit dem Ausschuss für Studium und Lehre (ALSt) statt. Hintergrund sind die von den Vereinten Nationen beschlossenen Sustainable Development Goals (SDG). Sie sind eine Antwort auf die aktuellen großen Menschheitsherausforderungen und vorwärtsweisende Leitlinie für die humane Entwicklung der Welt. Die Universität Hamburg hat die SDGs im universitären Struktur- und Entwicklungsplan aufgegriffen um zum Ausdruck zu bringen, dass wir als Universitätsmitglieder Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung betreiben. Das Motto wurde auf der Veranstaltung exemplarisch an den drei SDGs „Kein Hunger“, „Hochwertige Bildung“ und „Maßnahmen zum Klimaschutz“ bearbeitet.
Seit 2015 Anstieg der unterernährten Menschen weltweit
Das Vorbereitungsteam hat die These „Die globale soziale Ungleichheit ist die Mutter aller Probleme“ aufgestellt, auf die die drei eröffnenden Kurzinputs der SDG-Pat*innen Bezug nahmen. Prof. Dr. Cord Jakobeit arbeitet in der Politikwissenschaft und repräsentierte das SDG „Kein Hunger“ vor den rund 50 Teilnehmenden der Veranstaltung. Er betonte, dass es seit 2015 einen Anstieg der unterernährten Menschen weltweit gibt und dass die acht reichsten Menschen weltweit so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Prof. Dr. Silke Schreiber-Barsch setzt sich mit Erwachsenenbildung auseinander und führte aus, dass in ihrem Forschungsfeld z.B. der Matheus-Effekt („Wer hat, dem wird gegeben“) Konflikte auslöst. Der dritte SDG-Pate, Prof. Dr. Stefan Aykut, forscht zur Soziologie ökologischer Krisen und Konflikte und argumentierte, dass arme Menschen Umweltverschmutzungen besonders stark ausgesetzt sind.
Drittmittel und Exzellenzinitiative im Widerspruch zu Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung?
In den anschließenden Workshops gaben die drei Studierenden Ida Rockenbach (Sozialökonomie), Helen Waider (Erziehungswissenschaft) und Armin Günther (Molecular Life Sciences) Kurzinputs zu den drei Themen Hunger, Bildung und Klima. Fragen, die in dem Klimaworkshop entwickelt wurden, lauten: Welche Rolle kann und soll Wissenschaft in gesellschaftlichen Transformationsprozessen spielen? Wie muss sie dazu strukturiert sein? Sind Drittmittel und Exzellenzinitiative ein Widerspruch zu Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung? In welchem Verhältnis stehen Wissenschaft und gesellschaftliche Bewegung? Im Workshop zu dem SDG „Kein Hunger“ wurde diskutiert, dass Hunger eigentlich eine Frage von Armut ist. Es würden genügend Lebensmittel produziert, um alle Menschen weltweit zu ernähren. Die weitverbreitete Unterernährung entstehe durch das globale Machtgefüge und aufgrund der ökonomischen Verhältnisse. Der Bildungsworkshop sprach über Bildungsgerechtigkeit, unterschiedliche Zugänge zu Bildung durch soziale Ungleichheit und über Inklusion.
Kritik- und Urteilsfähigkeit bilden und nicht bloße Inhalte wiederkäuen
Im Abschlussplenum wurden die Ergebnisse aus den Workshops zusammengetragen und diskutiert. Cord Jakobeit betonte, dass universitäre Bildung in erster Linie die Kritik- und Urteilsfähigkeit bilden soll und nicht dazu dienen sollte, bloße Inhalte wiederzukäuen. Die Studierenden führten die Kritik am aktuellen Bildungssystem weiter aus: Der permanente Bewertungsdruck führe dazu, dass die Lehrenden und andere Studierende nicht konstruktiv kritisiert werden – aus Angst vor schlechter Bewertung. Zudem seien die hohe Prüfungslast und ein hoher Lohnarbeitsdruck durch steigende Mieten und geringes BAföG Gründe dafür, dass sich so wenige Menschen politisch engagierten und organisierten. Universitäten trügen so häufig zur Reproduktion sozialer Ungleichheit bei, und es sollte darum gehen, mehr Menschen von außerhalb in die Universität und z.B. in diese Veranstaltung einzubinden. Abschließend wurde noch die mangelnde politische Organisierung unter den Wissenschaftler*innen diskutiert sowie die vermutete Verengung der Vielfalt der Lehrmeinungen in einigen Fächern. Das Konzept des Wissenschaftscafés als für alle offene Diskussionsveranstaltung sollte aus Sicht der organisierenden Studierenden aus dem AStL in Zukunft in regelmäßigen Abständen unter Zusammenarbeit des ALSt und des Transferzentrums (in dass das KNU übergeleitet werden soll) stattfinden.
Einzelne thematische Ausschnitte der Veranstaltung sind als Video über die Plattform Lecture2Go über diesen Link verfügbar.
„Individuelle Freiheit und/oder gesellschaftliche Verantwortung: Nachhaltigkeit als Probe aufs Exempel” (7. Wissenschaftscafé)
Das KNU veranstaltete am Montag, den 23. Oktober 2017 in Kooperation mit der umdenken. Heinrich-Böll-Stiftung eine weitere Veranstaltung der Reihe „Wissenschaftscafé“ mit dem Titel „Individuelle Freiheit und/ oder gesellschaftliche Verantwortung: Nachhaltigkeit als Probe aufs Exempel“. In der von der Wissenschaftsjournalistin Angela Grosse moderierten Runde diskutierten
- Dr. Willfried Maier (Senator a.D.),
- Prof. Dr. Kai-Uwe Schnapp (Politikwissenschaftler, UHH) und
- Susanne Mira Heinz (Sustainable Innovation, TU Hamburg-Harburg; Design Thinking Coach)
zusammen mit den etwa 50 Teilnehmenden, wie eine nachhaltige Entwicklung realisiert werden könnte, die von demokratischer Entscheidungsfindung und individueller Freiheit getragen wird und nicht auf eine Bevormundung der Bevölkerung hinausläuft.
Ein gutes Leben für Alle
Viele unserer täglichen Handlungen haben nicht nur Auswirkungen auf das eigene Leben, sondern betreffen gleichzeitig auch viele andere Menschen. Dies gilt mehr denn je in der globalisierten Welt, wie wir sie heute vorfinden. Häufig gibt es hier ein Ungleichgewicht zwischen dem individuellem Nutzen und den Folgen für die Allgemeinheit, wie z. B. bei der Emission von Treibhausgasen. Wie können etwa knappe Ressourcen und Verschmutzungsrechte gerecht verteilt werden, sodass jeder Mensch die eigenen Bedürfnisse decken und sein Recht auf ein gutes Leben wahrnehmen kann? Liegt die Verantwortung hier bei jedem Individuum oder bedarf es gesellschaftlicher Institutionen für ein funktionierendes Zusammenleben?
Tragik der Allmende: Übernutzung von öffentlichen Gütern
Zur Veranschaulichung dieser Problematik wies Prof. Kai-Uwe Schnapp auf die „Tragik der Allmende“ hin, die auf das 1968 veröffentlichte Essay "The Tragedy of the Commons"[1] vom Ökologen Garrett Hardin zurückgeht: Hardin beschreibt hierin, dass der unbeschränkte Zugang zu knappen Ressourcen unweigerlich zu deren Übernutzung führe. Zwar wisse jeder Einzelne, dass egoistisches Verhalten auf Dauer allen schadet. Trotzdem will keiner der Dumme sein, der selber Maß hält, um dann hilflos mit ansehen zu müssen, wie die anderen profitieren, indem sie die Ressourcen eigennützig weiter ausbeuten. In der Tat wurde diese Tragödie in der Geschichte der Menschheit schon oft erlebt und erlitten: Meere werden überfischt, Wälder abgeholzt, Weideland verödet, Böden verseucht.[2]
Wie kann man diesen Problemen begegnen? Dr. Willfried Maier erklärte, dass häufig zwar ein Problembewusstsein vorhanden sei, dieses aber nicht ausreiche. Stattdessen bedürfe es in diesen Fällen einer regelnden Institution bzw. einer Form von Governance, die ein Monitoring betreibt, Grenzen für die Nutzung von Ressourcen festlegt und Verstöße sanktioniert. Anders sei die Allmende-Problematik nicht einzukriegen.
Ein Beitrag der Wissenschaft: Transdisziplinäre Forschung
Welchen Beitrag kann die Wissenschaft leisten, um eine erfolgreiche lokale Selbstverwaltung öffentlicher Güter zu fördern? Susanne Mira Heinz sieht großes Potential in der sogenannten transdisziplinären Forschung: Hierbei handele es sich um Forschungsprojekte, die ein normatives Ziel verfolgen und darauf ausgerichtet seien, mit Praxispartnern aus dem außeruniversitären Umfeld zusammenzuarbeiten. Ausgehend von einem Nachhaltigkeitsproblem würden möglichst viele Stakeholder zusammengebracht, um die einzelnen Perspektiven und Interessen zusammenzutragen und gemeinsam wünschenswerte Zukunftsszenarien zu erarbeiten. Die Wissenschaft könne hier zu einer erfolgreichen Realisierung beitragen, indem sie Systemwissen, Zielwissen und Transformationswissen generiert und den Praxispartnern zur Verfügung stellt.
Nudging: Kleine Schubser, große Wirkung?
Ein weiteres Thema, das im Wissenschaftscafé im Fokus der Diskussion war, ist das sogenannte Nudging (engl. für Anstupsen). Dabei handelt es sich um ein Konzept, das durch das Buch Nudge. Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness.[3] der Verhaltensökonomen Cass Sanstein und Richard Thaler populär wurde. Spätestens nachdem Thaler für seine Forschungen auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik kürzlich mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde, ist dieses Konzept in aller Munde.
Beim Nudging geht es darum, politische Ziele nicht durch Verbote oder Restriktionen zu erreichen, sondern durch sanfte (heimliche) Anstupser in die gewünschte Richtung, ohne dabei die Entscheidungsfreiheit der einzelnen Individuen zu beschränken. Ein Beispiel für Nudging-Strategien ist ein Versuch der kalifornischen Stadt Sacramento: Dort verschickte der lokale Energieerzeuger Informationen an alle Haushalte, wie sich ihr Energieverbrauch im Vergleich zu effizienten Verbrauchern in der Nähe oder zu dem aller Nachbarn darstellt. Schon die einfache Rückmeldung über das eigene Verhalten in Relation zu den Nachbarn motivierte Bürger zum Energiesparen. Die meisten Haushalte verringerten ihren Verbrauch.[2]
Prof. Kai-Uwe Schnapp sieht im Nudging eine wirkungsvolle Methode der Verhaltenssteuerung, die nicht unbedingt die individuelle Freiheit einschränken müsse. Gleichzeitig bestehe aber auch die Gefahr, dass ‒ falsch eingesetzt ‒ der manipulative Charakter dominiert und die Methode nicht länger mit den Grundprinzipien demokratischer Entscheidungsfindung zu vereinbaren sei.
Wie kann es weiter gehen?
Viele Nachhaltigkeitsprobleme sind komplex und schwer überschaubar. Selbst wenn auf individueller Ebene der Wille zu nachhaltigem Handeln gegeben ist, fehlt häufig das Handlungswissen, dies auch umzusetzen. In der Diskussion wurde daher gefordert, mehr Aufwand zu betreiben, den Menschen das nötige Handlungswissen an die Hand zu geben. Mögliche Maßnahmen seien etwa
- eine bessere Wissenschaftskommunikation, die nicht nur wenige Menschen, sondern die breite Masse der Bevölkerung erreicht,
- einen stärkerer Fokus auf Lösungen statt auf Probleme,
- das Erzählen von Geschichten, in denen sich jede*r Einzelne wiederfinden kann sowie
- Initiativgesetzgebungen, die positive Anreize schaffen (wie etwa das EEG Gesetz) und nicht Restriktionen.
Nach dem Ende der Podiumsdiskussion gab es die Möglichkeit, bei Getränken und Snacks miteinander ins Gespräch zu kommen. Es hat sich gezeigt, dass das Thema des Wissenschaftscafés sehr facettenreich ist und ein großes Diskussionspotential liefert – auch und gerade über das Ende der Veranstaltung hinaus.
Fotos und Text: Tobias Wegener
Quellen
[1] Hardin, G. (2009). The Tragedy of the Commons. Journal of Natural Resources Policy Research, 1(3), 243-253.
[2] Kliemt, H. (2009). Die Tragik der Allmende. FAZ. Abgerufen am 30.10.2017.
[3] Leonard, T. C. (2008). Richard H. Thaler, Cass R. Sunstein, Nudge: Improving decisions about health, wealth, and happiness. Constitutional Political Economy, 19(4), 356-360.
„Nachhaltigkeitsberichterstattung an deutschen Hochschulen und 2. studentischer Nachhaltigkeitsbericht über die UHH“ (6. Wissenschaftscafé)
Im Rahmen des 6. KNU Wissenschaftscafés diskutierten am Donnerstag, den 02.06.2016, rund 30 Gäste über die Nachhaltigkeitsberichterstattung an deutschen Hochschulen. Während es für große Unternehmen inzwischen Usus ist, einen "Nachhaltigkeitsbericht" (NHB) zu erstellen, haben bislang erst wenige Hochschulen in Deutschland einen solchen vorgelegt und damit ihr Nachhaltigkeitsverständnis sowie ihre Ziele und Aktivitäten zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung kommuniziert. Mittlerweile hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung - ein Beratungsgremium der Bundeskanzlerin - einen hochschulspezifischen Deutschen Nachhaltigkeitskodex entwickelt, der Indikatoren aufzeigt, die für solch einen Bericht erhoben werden sollen. Für die UHH steht inzwischen der zweite, von Studierenden der Initiative oikos Hamburg erarbeitete Nachhaltigkeitsbericht kurz vor der Veröffentlichung.
Remmer Sassen stellte im Rahmen des Wissenschaftscafés seine Studien zu Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen vor und gab einen Überblick über Nachhaltigkeitsberichterstattung an deutschen und internationalen Hochschulen.
Pauline Sprenger und Julia Frech von oikos Hamburg teilten mit dem Publikum ihre Erfahrungen während der Erstellung des zweiten Nachhaltigkeitsberichts für die UHH und zeigten Chancen und Herausforderungen eines Berichts für eine Hochschule auf, der durch Studierende erstellt wurde.
Alexander Bassen berichtete über den Nachhaltigkeitskodex für Berichterstattung vom Rat für nachhaltige Entwicklung, der nun speziell für Hochschulen angepasst wurde und in 2016 in einer Betaversion getestet werden soll, um deutschlandweit Hochschulen die Berichterstattung zur Nachhaltigkeit zu erleichtern und Transparenz sowie eine bessere Vergleichbarkeit zu bieten.
Fotos: UHH/Palm
„Naturwissenschaften und ihre gesellschaftliche Bedeutung – Diskussion zur Exzellenzinitiative“ (5. Wissenschaftscafé)
Das Thema des fünften KNU-Wissenschaftscafés waren Naturwissenschaften und ihre gesellschaftliche Relevanz. Foto: UHH/RRZ/MCC/Mentz
Das Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) lud am 8. Dezember 2015 zum fünften Wissenschaftscafé und schrieb damit seine Themenreihe „Mehr – Wert – Schätzung! Stadt und Universität in Hamburg“ fort. Gast in der Diskussionsrunde war Dr. Eva Gümbel, Staatsrätin der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung.
Mit Eva Gümbel diskutierten Universitätspräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen, Prof. Dr. Detlef Stammer vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) und Prof. Dr. Jan Louis vom II. Institut für Theoretische Physik über die gesellschaftliche Bedeutung von Naturwissenschaften. Moderiert wurde der Abend von KNU-Direktor Prof. Dr. Alexander Bassen.Mit der bevorstehenden neuen Runde der Exzellenzinitiative rücke die Bedeutung der Naturwissenschaften, die eine wesentliche Stütze der Universität seien, erneut ins Zentrum, so Bassen. Aber wie werden die wissenschaftlichen Leistungen der Naturwissenschaften von verschiedenen Akteuren der Stadt eingeschätzt? Und in welcher Weise tragen diese Fächer zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft bei? Diese und andere Fragen diskutierte das Podium vor rund ca. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Appell an den Ehrgeiz der Universität
Eva Gümbel betonte die Relevanz der Universität Hamburg und ihrer Naturwissenschaften für den Wissenschaftsstandort Hamburg und appellierte an den Ehrgeiz der Universität, sich für eine erfolgreiche Bewerbung bei der Exzellenzinitiative einzusetzen. Fortwährende Veränderung und Anreize trügen zur Exzellenz der Wissenschaft bei: „Nachhaltigkeit und Exzellenz können gemeinsam erfolgreich erreicht werden“, so Gümbel. Jan Louis erklärte, dass die Universität Hamburg das Potenzial zur Champions League habe und mit ihren beiden Exzellenzclustern Talente aus der ganzen Welt anziehe: In Hamburg gebe es viele Forschungseinrichtungen mit hoher Reputation, wie das DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron) und die Max-Planck Institute, mit denen die Universität Kooperationen eingehe. Diese Kooperationen und der Vorteil eines starken Wissenschaftsstandortes könnten bei der Bewerbung für die Exzellenzinitiative genutzt werden. Detlef Stammer argumentierte, dass nicht das Ob, sondern vielmehr das Wann die entscheidende Frage bezüglich der gesellschaftlichen Relevanz von Wissenschaft sei. „Gesellschaftliche Relevanz ist den Naturwissenschaften inhärent“, fraglich sei nur, wie schnell naturwissenschaftliche Erkenntnisse Eingang in die Gesellschaft fänden. „Wissenschaft heißt Aufklärung“, so Universitätspräsident Lenzen, darüber beziehe sie eine gesellschaftliche Relevanz. Wissen lasse sich nicht immer in Produkte umwandeln.
Exzellenzinitiative vs. Freiheit der Wissenschaft?
Diskutiert wurde auch, ob die Exzellenzinitiative und die Frage nach gesellschaftlicher Relevanz im Gegensatz zur Idee der Freiheit der Wissenschaft stehen. Kostet wettbewerbliche Mittelvergabe wie die Exzellenzinitiative zu viel Zeit und Ressourcen, die den Universitätsmitgliedern zu Forschungszwecken fehlt? In einem Beitrag aus dem Publikum wurde zu bedenken gegeben, dass der Fokus auf die Exzellenzinitiative der Universität Hamburg auch schaden könne. Lenzen stellte die Entstehung der Exzellenzinitiative und anderer Förderformate demgegenüber in einen historischen Kontext: Der Staat habe sein ursprüngliches Grundvertrauen in die Universitäten verloren und versuche nun, über Mittelvergabe die Entwicklungsprozesse an Hochschulen sowie ihren Output stärker zu beeinflussen. Die Bundesexzellenzinitiative sei als Förderinstrument jedoch finanziell so gut ausgestattet und renommiert, dass die Teilnahme für die Universität Hamburg eine große Chance sei, die man nutzen müsse. Neben der finanziellen Notwendigkeit hätten vergangene Runden der Exzellenzinitiative sich strukturell bereits positiv auf die Forschung ausgewirkt: So sei unter anderem die Interdisziplinarität durch die Initiative gefördert worden. In der aktuellen Vorbereitungsphase müsse es darum gehen, innerhalb der Universität tragfähige Forschungsinitiativen zu identifizieren, deren Anträge in dem Wettbewerb Aussichten auf Erfolg hätten.
Regelmäßiges Diskussionsforum
Seit 2013 dient das KNU-Wissenschaftscafé als regelmäßiges Diskussionsforum zum Austausch fachübergreifender Themen. Auch 2016 wird das KNU mit weiteren Veranstaltungen ein Forum für reflexiv-wissenschaftskritische Diskussionen bieten und die Universität Hamburg damit auf ihrem Weg zu einer „University for a Sustainable Future“ unterstützen.
Red: Locher/Palm/Westholm
„Mehr - Wert - Schätzung? Stadt und Universität in Hamburg“ (4. Wissenschaftscafé)
„Spieglein, Spieglein an der Wand“ — Universität Hamburg erhält offenes Feedback im Rahmen des 4. Wissenschaftscafés
Unter dem Titel „Mehr–Wert–Schätzung? Stadt und Universität in Hamburg“ lud das Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) am 6. Mai 2015 zum vierten Wissenschaftscafé ein, um folgende Fragen zu diskutieren: Trifft der Eindruck zu, dass das Verhältnis von Stadt und Universität in Hamburg nicht unbedingt von wechselseitiger Zuneigung und Wertschätzung geprägt ist? Welche Rolle spielt die Universität in und für die Stadt? Und inwiefern stimmen „Innenperspektiven“ und „Außenperspektiven“ überein?
Feedback an die Universität gaben Dominic Veken (Philosoph, Berater und Autor des Buches „Ab jetzt Begeisterung“) sowie Oliver Hollenstein (Bildungsredakteur im Hamburg-Ressort der ZEIT). „Die Universität Hamburg hat in der Stadt den Ruf, mittelmäßig zu sein, und ihr ist es noch nicht gelungen, dieses Narrativ zu wenden“, führte Hollenstein ins Feld. Er habe den Eindruck, ein echtes gegenseitiges Interesse zwischen Stadt und Universität gebe es gar nicht. Ähnlich die Wahrnehmung von Dominic Veken: „Man spürt kaum ihre Präsenz, ein Leuchten in den Augen fehlt, wenn Menschen über die Universität Hamburg sprechen. Es ist unklar, wofür die Universität Hamburg steht.“
Mitglieder und Gäste der Universität tauschten sich lebhaft zu diesen Positionen aus und erarbeiteten einen Abgleich von Selbst- und Fremdperspektiven. Im Mittelpunkt der Kommunikation: Der Wunsch nach Wahrnehmung und größerer Wertschätzung des Beitrags, den die Universität durch Bildung und Wissenschaft für die Stadt leistet, – so die Sicht von innen – steht einem Außenbild gegenüber, das laut Veken und Hollenstein keine originäre Botschaft, keinen Identifikationskern bietet und dem es an wahrnehmbarer Strahlkraft mangelt.
Zwischen Querulantentum und hanseatischem Understatement?!
In der Diskussion entworfen wurde ein differenziertes positives Selbstbild, das sich u.a. durch Merkmale wie Pluralität, nachhaltige Bildung durch Wissenschaft, Förderung sozialer Kohärenz und kritische Reflexion auszeichnet. Doch werden diese kritische Haltung und die Pluralität in der Stadt als Mehrwert oder eher als „Querulantentum“ erlebt?
Entspringt es einem „hanseatischen Understatement“ oder unzureichender Profilbildung, dass der Universität Durchschnittlichkeit attestiert wird? Darüber wurde intensiv diskutiert. Klar war für alle: Es kann nicht um pompöse Eigenwerbung und Inszenierungen gehen, sondern es muss die „Seele der Universität Hamburg“ erkennbar werden. Gegenseitige Wertschätzung zwischen Universität und Stadt setzt allerdings voraus, dass Sinn und Beitrag der Universität deutlich sichtbar sind.
Gemeinsame Identität formen
In der abschließenden Podiumsdiskussion nahm auch Vizepräsidentin Jetta Frost Stellung zum Feedback und den Anregungen aus dem Plenum: „Wir sind vielfältig! Aber alle verharren in ihren partikularen Interessen. Ziel muss es sein, eine gemeinsame Identität über Fakultätsgrenzen hinaus zu formen, damit unsere gelebte Verantwortung in den Kernaufgaben Forschung und Lehre auch von außen erlebt werden kann.“ Ein intensiverer Austausch zwischen Universität und Stadt scheint also nötig, um sich über den qualitativen Beitrag von Forschung und Lehre für Hamburg weiter zu verständigen.
Fazit: Konstruktives Feedback ermöglicht Reflexion und Weiterentwicklung. Prozesse anzustoßen, in denen die eigene Strahlkraft und positive Wirkung entfaltet werden kann, sind nächste Schritte. Die „Einheit in der Vielheit“ der Universität verdient Stärkung!
Das Wissenschaftscafé – ein Forum für Dialoge und Perspektiven
Seit November 2013 bietet das KNU mit dem Wissenschaftscafé ein regelmäßig wiederkehrendes Diskussionsforum, das einem lockeren Austausch zu fachübergreifenden Themen dient, in ungezwungener Caféhaus-Atmosphäre und mit Freude am Vernetzen.
Während in den vergangenen Wissenschaftscafés u.a. diskutiert wurde, inwiefern Forschungskooperationen mit Unternehmen die Unabhängigkeit der Wissenschaft in Frage stellen („Gekaufte Wissenschaft?!“, Januar 2014) und welche Kriterien für Selbstevaluationen von Lehre und Forschung geeignet wären („Leistungsmessung in der Wissenschaft“, Juni 2014), fokussieren die Wissenschaftscafés 2015 die Wahrnehmung der Universität durch Akteure aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur der Stadt Hamburg.
C. Schmitt/S.Palm/Red.
„Leistungsmessung in der Wissenschaft? – Wenn ja, wozu und wie?“ (3. Wissenschaftscafé)
König, Ritter oder Gauner?
Wissenschaft sieht sich, wie andere Bereiche der Gesellschaft auch, zunehmend mit interner und externer Leistungsmessung konfrontiert. Deren Ergebnisse bilden mehr und mehr die Grundlage der Mittelverteilung an Hochschulen und haben damit wachsende Steuerungswirkung. Brauchen wir überhaupt eine solche Leistungsmessung in der Wissenschaft? Was sind geeignete Kriterien, um Leistung und Erfolg von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu bewerten? Diese Fragen diskutierten am 25. Juni 2014 rund 60 Gäste aus Fakultäten und Präsidialverwaltung beim dritten Wissenschaftscafé des Kompetenzzentrums Nachhaltige Universität (KNU) im Chinesischen Teehaus.
Den Auftakt der Veranstaltung bildeten zwei Impulsvorträge: Prof. Dr. Dr. h.c. Margit Osterloh von der Universität Zürich nahm in Anlehnung an ein Modell von LeGrand die Frage nach dem zugrunde gelegten Professionsbild zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen. Werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eher als auserwählte „Könige“, als ernannte, kämpfende „Ritter“ oder als vertrauensunwürdige „Gauner“ gesehen? Davon sei abhängig, wie und von wem Leistungsmessung in der Wissenschaft gefordert sowie gestaltet werde.
Peer-Reviews nicht der Königsweg
Margit Osterloh verwies auf Forschungsergebnisse, die Peer-Reviews nur geringe Reliabilitäts- und Validitätswerte bescheinigen. Peer-Reviews seien demnach – entgegen einer verbreiteten Praxis – als vorrangige Leistungsindikatoren für gute Wissenschaft unzureichend. Vielmehr sei auch auf qualitative Kriterien sowie öffentlich nachvollziehbare, legitimierte Prozesse bei der Leistungsbewertung in der Wissenschaft zu achten, um gegenseitiges Vertrauen (der Bewerteten und der Bewerter) zu schaffen oder zu erhalten.
Was wird bewertet: Quantität oder Qualität
Auch Prof. Dr. Dieter Lenzen ging in seinem Impulsvortrag auf die Notwendigkeit ein, Voraussetzungen und Folgen von Leistungsmessungen in der Wissenschaft kritisch zu reflektieren: Quantifizierenden Aussagen – wie beispielsweise Impactfaktoren – seien stets „Stellvertreterdaten“, die eigentlich Aussagen über die Qualität von Leistung machen sollen. Ebenso sei die methodische Orientierung an den allgemeinen wissenschaftlichen Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität geboten, wenn eine angemessene Beurteilung von Leistungen erfolgen soll.
Präsident Lenzen hob zudem hervor, dass Rankings – also summierte, quantitative Leistungsvergleiche – der Gefahr unterliegen, Fehlinterpretationen zu provozieren, wenn Kontextfaktoren nicht ausreichend berücksichtigt werden. Leistungsvergleiche, so Lenzen weiter, seien nur dann sinnvoll, wenn sie zu neuen und guten Problemlösungen für die Gesellschaft führten.
Welche Kriterien würden Sie zur Leistungsmessung heranziehen
In Kleingruppen wurde im Anschluss an die Impulsvorträge weiter diskutiert: Welche Kriterien würde ich in einem Selbstbericht zur Beurteilung meiner eigenen Leistung heranziehen? Und: Wäre ich Mitglied einer Evaluationskommission zur Beurteilung anderer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen: Woran würde ich deren Leistung festmachen wollen?
Neben konkreten Vorschlägen für alternative Kriterien zur Leistungsbeurteilung wissenschaftlicher Qualität – wie bspw. das Weiterentwicklungspotenzial (Innovativität) von Forschungsthemen, Interdisziplinarität (Teamleistung) oder der Transfer von Projektergebnissen in die Gesellschaft (zivile Relevanz) – wurde trotz kontroverser Diskussionen einhellig auf Partizipation als relevanten Prozessfaktor verwiesen: Die Beteiligung der Bewerteten an der Kriteriendefinition sei wesentlich.
Ziel, Design und Gegenstand von Evaluationen seien von Fall zu Fall transparent zu bestimmen und auch im Hinblick auf die Tauglichkeit für eine Governance zu hinterfragen: Inwiefern generiert permanente Leistungsbeurteilung Demotivation und unverhältnismäßigen Mehraufwand, der vom Wesentlichen abhält: Forschen, Lehren, Bilden – zur Mitgestaltung einer „guten“ Zukunft?
C. Schmitt
„Gekaufte Wissenschaft? – Der Einfluss von Politik, Wirtschaft und dem Rest der Welt“ (2. Wissenschaftscafé)
Die Grundfinanzierung der Universitäten ist häufig von Kürzungen betroffen und auf Drittmittel, auch von Unternehmen, angewiesen. Drittmittel werden heute auch als wesentlicher Indikator der Forschungsleistung herangezogen. Doch inwiefern ist dann noch unabhängige Wissenschaft möglich? Und wo beginnt die Einflussnahme? Beim zweiten Wissenschaftscafé am 29. Januar 2014 im Chinesischen Teehaus „Hamburg Yu Garden“ diskutierten rund 60 Gäste aus Fakultäten und Präsidialverwaltung.
Die Eröffnungsstatements zum Thema „Gekaufte Wissenschaft“ hielten Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE, sowie Benedikt Strunz, Reporter bei NDR Info. Er recherchierte 2013 gemeinsam mit der Süddeutschen Zeitung über die Förderung deutscher Forschungseinrichtungen durch das Verteidigungsministerium der USA. Die Fördersummen seien zwar gering, die Außenwirkung jedoch fatal. Benedikt Strunz forderte mehr Transparenz bei der Finanzierung von Forschungsprojekten, da die Öffentlichkeit ein Recht darauf habe, zu erfahren, wie viel und wofür Forschungsgelder verwendet werden.
Prof. Schulte-Markwort betonte, dass die öffentliche Finanzierung der pharmakologischen Forschung nicht ausreichend sei und somit zwangsläufig auf Drittmittel zurückgegriffen werden müsse. Die Pharmaindustrie wende sich aber vor allem großen und lukrativen Märkten zu und schließe deshalb häufig Kinder oder seltene Krankheiten von der Forschung aus. Ärzte sähen sich deshalb immer mehr dazu genötigt, sich der Industrie ‚zum Kauf‘ anzubieten.
Abstimmung: Wo beginnt die Einflussnahme?
Im Anschluss hatten die Gäste die Gelegenheit, fakultätsübergreifend in kleinen Arbeitsgruppen über das Thema zu diskutieren. Im Plenum wurde dann über verschiedene Antwortmöglichkeiten zu fünf Fragen abgestimmt und anschließend die Ergebnisse kontrovers diskutiert. Eine Frage lautete beispielsweise, wo gekaufte Wissenschaft überhaupt anfange. Von den Gästen, die sich an der Abstimmung beteiligten, antwortete über die Hälfte (53 Prozent), sie beginne erst bei der externen Einflussnahme auf die Publikation der Ergebnisse. Viel weniger (21 Prozent) stimmten für die Antwort „Bereitstellung finanzieller Mittel außerhalb der Grundfinanzierung“. Nur ein geringer Teil (9 Prozent) waren der Auffassung, sie beginne bei der Programmförderung mit der Vorgabe von Forschungsthemen. Andere glaubten, dass gekaufte Wissenschaft bereits bei der fehlenden Sicherung der Grundfinanzierung (7 Prozent) beginne. Einige wenige Personen entschieden sich aber auch dafür, dass gekaufte Wissenschaft erst bei der externen Einflussnahme auf die Ergebnisse vorläge (5 Prozent) oder gar nicht existiere (5 Prozent).
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Meinung, dass die Universität Drittmittel in Verbindung mit strengen Transparenzanforderungen verantwortungsvoll nutzen könne. Nur wenige wünschen sich ein generelles Verbot von Drittmitteln. Bei dieser Frage konnten mehrere Antworten gegeben werden.
Die Frage, ob Forschung ohne externe Einflussnahme noch möglich ist, konnte und sollte an diesem Abend nicht abschließend beantwortet werden. Einig waren sich aber alle Teilnehmenden, dass eine Universität heute mehr denn je dafür sensibilisiert sein muss, ihre Freiheit und Unabhängigkeit in der Forschung zu bewahren.
Wissenschaftscafé: Raum für Diskussionen
Das Wissenschaftscafé ist ein vom Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) initiiertes Format. Das Ziel ist, über die Disziplingrenzen hinaus und in entspannter Atmosphäre aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaft zu diskutieren. Das nächste Wissenschaftscafé findet im Sommersemester 2014 statt. Der Termin wird noch bekanntgegeben.
Text: Red. Bild: Luisa Tauschmann
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„Welche Gesellschaft braucht meine Wissenschaft?“ (1. Wissenschaftscafé)
Wissenschaft in entspannter Atmosphäre: Unter diesem Motto fand die erste Veranstaltung des vom Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) initiierten Wissenschaftscafés statt. Die rund 90 Gäste, die sich am 27. November 2013 im Chinesischen Teehaus „Hamburg Yu Garden“ eingefunden hatten, nutzten die Gelegenheit, intensiv über verschiedene Aspekte nachhaltiger Wissenschaft zu diskutieren.
Welche Gesellschaft braucht meine Wissenschaft? So lautete der Titel des ersten Wissenschafscafés im KNU moderiert von Prof. Dr. Alexander Bassen, dem leitenden Direktor im KNU. Universitätspräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen wies in seinem Eröffnungsstatement darauf hin, dass die unterschiedlichen Möglichkeiten, diese Formulierung zu interpretieren, durchaus beabsichtigt gewesen sei. „Welchen Beitrag leistet Wissenschaft für die Gesellschaft?“ und „Welche Gesellschaft benötigt die Wissenschaft aus Sicht unterschiedlicher Disziplinen?“ – zwischen diesen beiden Polen bewegten sich die Diskussionen bei der Veranstaltung. Besonders betonte Lenzen dabei die Wichtigkeit des „interfakultären Dialogs“, der durch das Format des Wissenschaftscafés ermöglicht werde.
Das Ziel des Abends war ein „Austausch von Meinungen“, wie es Prof. Dr. Hermann Held, Geschäftsführender Direktor der Forschungsstelle Nachhaltige Umweltentwicklung der Universität Hamburg, formulierte. Er hielt – gemeinsam mit Prof. Dr. Lenzen und fünf weiteren Mitgliedern des KNU – ein kurzes Eingangsstatement, um verschiedene Ansatzpunkte für eine Diskussion zu geben.
Diskussion in vier Dimensionen
Grundlage für die Auseinandersetzung waren die vier Dimensionen der Nachhaltigkeit im KNU: Während die inhaltliche Ebene die konkreten Projekte und Forschungsthemen zur Nachhaltigkeit umfasst, z.B. den Klimawandel, geht es in der reflexiv-wissenschaftskritischen Dimension darum, in welchem System nachhaltige Wissenschaft betrieben werden kann und wie sie zu gestalten ist. Darüber hinaus wurde auf die didaktische sowie die institutionelle Ebene geschaut. Erstere stellt die Definition und Umsetzung nachhaltiger Lehre und Bildung in den Vordergrund, während letztere die Prozesse und Ablaufstrukturen in den Mittelpunkt rückt, die gegeben sein müssen, damit beispielsweise eine Universität nachhaltig arbeiten kann.
Nach den Eingangsstatements diskutierten die Gäste an Tischen zu je acht bis neun Personen unter anderem über die Fähigkeit der Universität, die Beantwortung der Zukunftsfragen der Gesellschaft voranzubringen. Die Gesprächsthemen wurden anschließend im Plenum noch einmal vorgestellt und diskutiert.
Prof. Dr. Alexander Bassen, Direktor des KNU und Professor für Betriebswirtschaftslehre, zeigte sich mit der Premiere des neuen Formates zufrieden: „Unser Ziel war es, einen Austausch über Fachgrenzen hinweg anzustoßen. Das ist uns gelungen.“ „Die Stimmung war offen und produktiv, es wurden viele Aspekte aus verschiedenen Perspektiven besprochen,“ ergänzte Vizepräsidentin Prof. Dr. Jetta Frost. Nun gebe es eine neue Grundlage für zukünftige Vorhaben.
Nächster Termin steht schon fest
Der nächste Termin für das Wissenschaftscafé steht bereits fest: Im kommenden Jahr wird es am 29. Januar um 18.15 Uhr, Diskussionen zum Thema „Gekaufte Wissenschaft?“ geben.
Text: Anna Priebe
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