Im Interview: Prof. Dr. Sandra Sprenger
10. April 2019, von Stefanie Reiter

Foto: Martin Joppen Photographie
Sehr geeehrte Frau Professorin Sprenger, wie ist Ihre Tätigkeit an der Universität Hamburg mit dem Thema nachhaltige Entwicklung verknüpft?
Sprenger: Zum einen ist sie verknüpft über das Team KNU-Team „Nachhaltigkeit in Studium und Lehre“, in dem ich seit einigen Jahren Mitglied und seit 2018 Leiterin bin. Darüber hinaus beschäftige ich mich in Forschung, Lehre und Bildung mit Nachhaltiger Entwicklung, insbesondere im fachdidaktischen Kontext. Hier habe ich z. B. untersucht, welche Vorstellungen und Konzepte zu Nachhaltigkeit und nachhaltigem Wasserkonsum existieren. Außerdem bin ich bestrebt, das Thema weiter in die Öffentlichkeit zu bringen und Wissenschaftskommunikation zu betreiben, z. B. durch eine interaktive Ausstellung zum nachhaltigen Wasserkonsum.
Warum engagieren Sie sich für das Thema nachhaltige Entwicklung?
Sprenger: Es ist die Verantwortung unserer Generation, die aktuellen und zukünftigen Lebensbedingungen in den Blick zu nehmen. Mein Fach (Geographiedidaktik) führt mich in viele unterschiedliche Länder und Kulturen. Dort wird uns die Begrenztheit der natürlichen Ressourcen (z. B. Wasser, Energie) einerseits und die steigende Nachfrage andererseits vor Augen geführt. Es ist notwendig, diese Dinge stärker in den Blick zu nehmen und in Bildungsprozesse zu implementieren.
Was sind aus Ihrer persönlichen Sicht die größten Erfolge bezüglich nachhaltiger Entwicklung an der Universität Hamburg/in Deutschland/weltweit?
Sprenger: Das Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung ist eng mit der Universität verbunden, es hat Wirkung auf Beschäftigte und Studierende. Um die Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Verwaltung in den Blick zu nehmen, erscheinen mir die ganz unterschiedlichen Aktivtäten des Kompetenzzentrums Nachhaltige Universität ein Erfolg – zur internen Implementierung, zum Austausch und zur Vernetzung. Ich nehme seit Jahren an diversen Veranstaltungen teil, z. B. im Rahmen der Aktionstage Nachhaltigkeit oder zur Verleihung der Patenschaften für die SDGs. Auf diesen Veranstaltungen bin ich regelmäßig mit mir bekannten und bis dato unbekannten Wissenschaftler/innen zusammen gekommen, wobei neben der Vernetzung auch immer neue Ideen entstanden sind. In Bezug auf Bildungsprozesse erscheinen mir die vielen Projekte und Initiativen ein Erfolg zu sein, die national und international im Bildungssystem in der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005 – 2014) und im nachfolgenden Weltaktionsprogramm in den vergangenen Jahren angestoßen worden sind. Darüber hinaus wurden BNE und NE in vielen Curricula auf unterschiedlichen Ebenen implementiert – vieles ist bereits passiert – aber es steht nach wie vor noch viel Arbeit an.
Was sind in Ihren Augen Herausforderungen an der Universität Hamburg im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung?
Sprenger: Es existiert nach wie vor eine Kluft zwischen Wissen über Nachhaltigkeit und dem tatsächlichen Handeln. In Bildungsprozessen muss man an der Überwindung dieser Kluft arbeiten. Tatsächlich sind bereits viele an Nachhaltigkeit interessierte Personen an der Universität aktiv. Dennoch ist dies noch ausbaufähig. Das Leitbild und seine Ideen müssen in Zukunft noch stärker implementiert werden. In diesem Zusammenhang sehe ich es als Herausforderung an, Kolleginnen und Kollegen zum aktiven Mitwirken zu bewegen, die bisher noch nicht aktiv tätig gewesen sind.
Ihr Rat an die Universität Hamburg?
Sprenger: Ich finde es äußerst schwierig, pauschale Ratschläge zu geben, da diese immer von einer konkreten Situation, von räumlichen und zeitlichen Rahmenbedingungen abhängen. Meinen Rat gebe ich daher gerne vor dem Hintergrund eines konkreten Anlasses.
Wer sind für Sie die inspirierenden Treiber für nachhaltige Entwicklung? Wen sollte man lesen/wem zuhören?
Sprenger: Ich kann keine Person namentlich nennen, da es einfache zu viele wären und eine Auswahl schwer möglich ist. Generell zuhören sollte man Wissenschaftler/innen, die sich aus den unterschiedlichen Perspektiven mit Nachhaltiger Entwicklung und ihren Inhaltsfeldern (u. a. Biodiversität, Klimawandel, Migration, Produktion und Konsum) auseinander setzen. Und denjenigen, die es in den Fokus der Bildung bringen.
Was tun Sie persönlich, um nachhaltiger zu leben?
Sprenger: Aktuell habe ich kein Auto und erledige Einkäufe und tägliche Wege in den meisten Fällen mit dem Rad. Bei dem Konsum von Lebensmitteln orientierte ich mich am saisonalen Kalender, vor allem bei Obst und Gemüse und versuche, möglichst viele lokale Produkte zu kaufen. Für meine Arbeitsgruppe und mich bestelle ich wöchentlich eine Biokiste, die Obst ins Büro bringt. Bei dem Konsum von Fleisch und Fisch achte ich auf bestimmte Zertifizierungen und bin bereit, kleinere Menge zu kaufen oder etwas mehr zu bezahlen. Generell versuche ich, möglichst nur solche Mengen zu kaufen, die ich auch tatsächlich verzehre. Und natürlich habe ich immer eine Baumwolltasche dabei, um Verpackungen/Tüten zu sparen.
Was sollten wir noch über Sie wissen?
Sprenger: Ich forsche zu Themen der Nachhaltigen Entwicklung in Bezug auf Bildungsprozesse, insbesondere unter einer fachdidaktischen Perspektive, konkret z. B. in Bezug auf nachhaltigen Wasserkonsum. Dafür habe ich die Patenschaft für das SDG 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) erhalten. Da ich auch regelmäßig im internationalen Umfeld tätig bin, sehe ich ganz unterschiedliche Ausgestaltungen von nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Lebensweisen. Hier sehe ich es als Notwendigkeit an, stärker auf alltägliche gut funktionierende, aber auch auf wenig funktionierende Dinge aufmerksam zu machen und Personen in ihrem lokalen Umfeld zum Handeln zu bewegen.
Vielen Dank!
Weiterführende Informationen: https://www.ew.uni-hamburg.de/ueber-die-fakultaet/personen/sprenger.html