Im Interview: Anna Katharina Dahms
5. Juni 2019, von Stefanie Reiter
Foto: Anna Katharina Dahms
Sehr geehrte Frau Dahms, wie ist Ihre Tätigkeit an der Universität Hamburg mit dem Thema nachhaltige Entwicklung verknüpft?
Dahms: Ich bin Präsidentin der gemeinnützigen Organisation oikos Hamburg e. V. Wir sind Teil einer internationalen Studierendenorganisation, die sich für die Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft und mehr unternehmerischer Verantwortung einsetzt. Wir bieten eine Abwechslung zum Studium und ein Forum für Studierende, die die ökonomische Praxis und Theorie offen und kritisch diskutieren und das öffentliche Leben mitgestalten möchten. oikos Hamburg e. V., als regionaler gemeinnütziger Verein, ist eine universitäre studentische Initiative, die sich lokal für mehr Nachhaltigkeit auf dem Campus der Universität Hamburg, in der Zivilgesellschaft, Unternehmen und in ganz Hamburg einsetzt.
Warum engagieren Sie sich für das Thema nachhaltige Entwicklung?
Dahms: Mich persönlich ehrenamtlich zu engagieren, gehörte schon immer zu meinem Leben dazu. Mein Leitspruch war und ist der Refrain aus „Deine Schuld“ von den Ärzten: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, es wäre nur deine Schuld, wenn sie so bleibt“. Dass wir als Gesellschaft nicht so weiter agieren können, wie wir es bisher getan haben, ist offensichtlich. Dafür muss ich lediglich mit offenen Augen durch unsere Umgebung gehen. Es fängt bei A wie Artensterben an und hört bei Z wie sich Zeit nehmen (z. B. für Reisen mit dem Zug statt dem Flugzeug) auf. Was man sieht macht mich traurig und ich kann gar nicht anders, als mich einzumischen. Wir müssen mit unseren endlichen Ressourcen bedarfsgerecht und nachhaltig haushalten.
Was sind aus Ihrer persönlichen Sicht die größten Erfolge bezüglich nachhaltiger Entwicklung an der Universität Hamburg?
Dahms: Ein wichtiger Schritt war die Veröffentlichung der beiden Nachhaltigkeitsreports der Universität Hamburg durch oikos Hamburg. So etwas brauchen öffentliche Institutionen, wie unsere Uni eine ist. Insbesondere kann ich auch die Arbeit des KNUs hervorheben, das Initiativen wie unsere unterstützt und Nachhaltigkeitsbestrebungen an der Uni sehr vielfältig fördert.
Was sind in Ihren Augen Herausforderungen an der Universität Hamburg im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung?
Dahms: Meines Erachtens werden die vielen bereits existierenden Aktivitäten auf unserem Campus zu wenig von der Universität wahrgenommen. Damit meine ich auch die Studierenden. Zudem kann ich den Worten Herman Hesses aus Demian nur zustimmen, der postulierte: „Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert.“ Ich würde mir noch mehr Mut wünschen, entschlossen große Schritte zu gehen, um eine wirklich nachhaltige Uni zu werden. Warum verkaufen wir immer noch Pappbecher in den Mensen, wo es doch Alternativen aus Porzellan gibt?
Ihr Rat an die Universität Hamburg?
Dahms: Ich würde es begrüßen, wenn der Nachhaltigkeitsansatz noch mehr Einzug in reguläre Vorlesungen nähme – zusätzlich zu den bestehenden Vorlesungen, in der der Ansatz bereits integriert ist.
Wer sind für Sie die inspirierenden Treiber für nachhaltige Entwicklung?
Dahms: Ich lasse mich gerne von meiner direkten Umgebung inspirieren. Damit meine ich unsere oikees, meine Kommilitoninnen und Kommilitonen und die Dozierenden, aber auch Unternehmen und Organisationen in Hamburg.
Was tun Sie persönlich, um nachhaltiger zu leben?
Dahms: Ich versuche althergebrachte Lebensweisen und neue digitale Möglichkeiten zu verbinden – quasi back to the roots mit Internetzugang. Ich konsumiere sehr wenig, und wenn, dann meist übers Teilen oder Tauschen. Das klappt in Zeiten von Foodsharing oder Kleidertauschmärkten sehr gut. Außerdem nehme ich mir Zeit: Zeit, um Kastanien zum Waschen oder die wunderbaren Kirschen vom Campus zu sammeln, mit der Bahn statt dem Flugzeug zu reisen, aber auch, um mich mit Menschen zu unterhalten und ihnen zuzuhören. Eines ist für mich klar: Nachhaltigkeit bedeutet, sich Zeit für einander zu nehmen und auch in unserem schnellen Lebensrhythmus inne zu halten.
Was sollten wir noch über Sie wissen?
Dahms: Wir von oikos freuen uns über jede und jeden, der die Zukunft mitgestalten will und Lust hat, sich gemeinsam mit uns für eine Vision stark zu machen.
Vielen Dank!
Weiterführende Informationen: https://oikos-international.org/hamburg/