Im Interview: Prof. Dr. Hans-Christoph Koller
8. Mai 2019, von Stefanie Reiter

Foto: Hans-Christoph Koller
Sehr geehrter Herr Professor Koller, wie ist Ihre Tätigkeit an der Universität Hamburg mit dem Thema nachhaltige Entwicklung verknüpft?
Koller: Seit seiner Gründung und bis vor kurzem habe ich im Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) mitgearbeitet und mich dort vor allem für Nachhaltigkeit (in) der akademischen Lehre eingesetzt.
Warum engagieren Sie sich für das Thema nachhaltige Entwicklung?
Koller: Weil mir klargeworden ist, dass nachhaltige Entwicklung nicht nur eine der wesentlichen Zukunftsfragen der Menschheit ist, sondern auch eine zentrale Angelegenheit meines Fachs. Denn die Erziehungswissenschaft hat es vor allem mit dem Verhältnis der Generationen zu tun und daher mit der Frage, welche Welt wir Erwachsenen der nächsten Generation hinterlassen wollen. Und nachhaltige Entwicklung bedeutet einer Formulierung der Brundtland-Kommission zufolge, die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation zu sichern und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens zu erhalten.
Was sind aus Ihrer persönlichen Sicht die größten Erfolge bezüglich nachhaltiger Entwicklung an der Universität Hamburg/in Deutschland/weltweit?
Koller: Dass das Thema nicht mehr aus den wissenschaftlichen und politischen Debatten wegzudenken ist.
Was sind in Ihren Augen Herausforderungen an der Universität Hamburg/in Deutschland/weltweit im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung?
Koller: Entscheidend wird im Blick z. B. auf den Klimaschutz die Frage sein, ob die Menschen weltweit in der Lage sind, schnell genug umzudenken und umzusteuern, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Für die Universität bedeutet das die Aufgabe, dazu beizutragen, dass die Studierenden in der Auseinandersetzung mit Wissenschaft die Fähigkeit und die Bereitschaft erwerben können, angesichts neuer gesellschaftlicher oder technologischer Herausforderungen, für deren Bearbeitung das bislang zur Verfügung stehende Wissen nicht mehr ausreicht, neue Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Ihr Rat an die Universität Hamburg/andere Forschende/Studierende/allgemein ?
Koller: Seid unbequem!
Wer sind für Sie die inspirierenden Treiber für nachhaltige Entwicklung?
Koller: Die jungen Menschen, die bei „Fridays for Future“ für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen.
Was tun Sie persönlich, um nachhaltiger zu leben?
Koller: Ich fahre mit dem Rad zur Uni, praktiziere seit 20 Jahren Carsharing, versuche, die Zahl von Flugreisen zu reduzieren und verzichte soweit wie möglich auf Plastiktüten.
Was sollten wir noch über Sie wissen?
Koller: In meinem Buch „Bildung anders denken“* versuche ich, das oben skizzierte Verständnis von Bildung als Zukunftsfähigkeit genauer auszuführen.
Vielen Dank!
Weiterführende Informationen: http://www.ew.uni-hamburg.de/de/ueber-die-fakultaet/personen/koller.html
*„Bildung anders denken. Einführung in die Theorie transformatorischer Bildungsprozesse.“ Stuttgart: Kohlhammer 2012 (2. Aufl. 2018)