Im Interview: Dr. Nicola EbersLeiterin der Stabsstelle Organisationsentwicklung
24. April 2019, von Stefanie Reiter

Foto: privat
Sehr geehrte Frau Dr. Ebers, wie ist Ihre Tätigkeit an der Universität Hamburg mit dem Thema nachhaltige Entwicklung verknüpft?
Ebers: In der Organisationsentwicklung und den von uns unterstützten Changemanagement-Prozessen in der Verwaltung versuchen wir einen Beitrag zum Zielbild der Universität „Innovating and cooperating for a sustainable future“ zu leisten. Wir möchten dabei u. a. zu einer guten Entwicklung der Arbeitsbedingungen, der Organisationskultur und der Mitarbeiterzufriedenheit beitragen. Auch das Qualitätsmanagement in der Verwaltung, dessen Aufbau wir beraten und unterstützen, verstehen wir als einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der UHH. Insgesamt betrifft unser Aufgabengebiet in der Organisationsentwicklung vielfältige Aspekte von Nachhaltigkeit, die derzeit auch in einem Arbeits- und Maßnahmenprogramm „Nachhaltigkeit konkret im Verwaltungshandeln der Universität“ bearbeitet werden. Dieses Programm reicht von Themen wie Energie, Mobilität, Einkauf und Finanzen bis zu Organisationskultur, Personalentwicklung und Diversität. Wir in der Stabsstelle OE unterstützen dabei insbesondere das Monitoring dieses Programms. Als Leiterin des Teams 4 „Nachhaltige Hochschulverwaltung“ im Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) versuche ich gemeinsam mit dem Team, das Wissen über und das Verständnis für Nachhaltigkeit sowie deren Implementierung in der Verwaltung durch verschiedene Maßnahmen, Instrumente und Kampagnen weiter voranzutreiben. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem KNU.
Warum engagieren Sie sich für das Thema nachhaltige Entwicklung?
Ebers: Die Organisationsentwicklung eröffnet mir die Möglichkeit, einen Beitrag zur institutionellen Verankerung von vielfältigen Aspekten der Nachhaltigkeit wie z. B. guten Arbeitsbedingungen, Diversität, Gleichstellung, Personalentwicklung usw. zu leisten. Das Team 4 eröffnet zudem die Chance, das Verständnis, das Bewusstsein und auch das Engagement bei den Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung für eine nachhaltige Entwicklung der UHH zu stärken. Wenn wir damit einen kleinen Beitrag dazu leisten können, mit den globalen Herausforderungen der Welt, wie sie auch die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen beschreiben, durch unser Einbringen in die Entwicklung der UHH konstruktiv umgehen zu können, dann erscheint mir das ein guter Weg.
Was sind aus Ihrer persönlichen Sicht die größten Erfolge bezüglich nachhaltiger Entwicklung an der Universität Hamburg?
Ebers: Die UHH hat es in einem mehrjährigen Prozess geschafft, ihr Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung innerhalb der Institution erfolgreich zu verankern. Das Forschungsprofil, die Lehrangebote und auch die Serviceleistungen im Betrieb wurden und werden sukzessive auf dieses Zielbild ausgerichtet. Es gibt beeindruckend viele Aktivitäten zu diesem Thema, das gleichzeitig in der UHH mit dem KNU strukturell verankert wurde.
Was sind in Ihren Augen Herausforderungen an der Universität Hamburg/in Deutschland/weltweit im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung?
Ebers: Große Herausforderungen für die UHH stellen aus meiner Sicht eine weitere Vertiefung des Verständnisses von Nachhaltigkeit bei allen Universitätsmitgliedern, eine stärkere Verankerung in den Entscheidungsstrukturen und eine größere Sichtbarkeit der UHH in den gesellschaftlichen Debatten um nachhaltigkeitsbezogene Themen dar. Insgesamt sehe ich als eine der großen Herausforderung an, zu erforschen und realisierbare Lösungsansätze dafür zu entwickeln, wie wir unsere Lebensweise verändern müssen, um die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung verwirklichen zu können. Und dafür Verständnis und v. a. die Bereitschaft zur Veränderung bei den Betroffenen zu erlangen.
Ihr Rat an die Universität Hamburg?
Ebers: Ich kann und möchte keinen Rat geben, sondern vielmehr alle Mitglieder der UHH dazu anregen, sich mit dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung, deren spezifischer Bedeutung für die Entwicklung der UHH und deren jeweiligen Bezug zum eigenen Arbeitsfeld zu befassen. Viele Veranstaltungen, wie z. B. die jährlichen Nachhaltigkeitstage, eröffnen dafür in verschiedenen Formaten und mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten Möglichkeiten.
Wer sind für Sie die inspirierenden Treiber für nachhaltige Entwicklung? Wen sollte man lesen/wem zuhören?
Ebers: Ich habe dazu niemand Speziellen im Kopf, verfolge die Publikationen zu dieser Thematik aber auch nicht systematisch in ihrer ganzen Breite. Es gibt viele Menschen, die sich für eine nachhaltige Entwicklung oder zu einzelnen Aspekten von Nachhaltigkeit engagieren und wichtige Beiträge zum Thema liefern, die ich inspirierend finde. Da möchte ich jetzt aber keine einzelne Person besonders herausstellen. Mir erscheint es grundsätzlich wichtig, eine breite Informationsbasis zu nutzen und sich vielfältig zu informieren, um einen möglichst fundierten Einblick in die Entwicklung der Welt zu erhalten. Veröffentlichungen und Informationen der UN zu dieser Thematik erscheinen mir auf jeden Fall beachtenswert.
Was tun Sie persönlich, um nachhaltiger zu leben?
Ebers: Ich nutze v. a. den ÖPNV und besitze kein Auto; ich setze beim Einkauf verstärkt auf regionale und Bioprodukte und praktiziere Mülltrennung; in Abwägung zwischen Flug und Zugreise nutze ich zumindest innerhalb Deutschlands häufig die Bahn; darüber hinaus unterstütze ich z. B. eine auf nachhaltige Entwicklung der Welt ausgerichtete gemeinnützige Organisation (durch volunteering und Spenden).
Was sollten wir noch über Sie wissen?
Ebers: Ich interessiere mich u. a. für Archäologie, die für mich auch etwas mit nachhaltiger Entwicklung zu tun hat. Um die Zukunft in den Blick nehmen und nachhaltig agieren zu können, müssen wir auch unsere Vergangenheit kennen und unser kulturelles Erbe erhalten. So habe ich z. B. über die oben genannte Organisation selber als volunteer an einer archäologischen Ausgrabung in Italien teilgenommen. Ein wichtiges Ziel dieser über viele Jahre laufenden Ausgrabung an der toskanischen Küste ist zu erfahren, wie die etruskische und die römische Wirtschaft funktionierten und wie die Römer die natürlichen Ressourcen der Territorien, die sie beherrschten, ausbeuteten.
Vielen Dank!