Motiv „... Recyclingpapier vorziehen“
Papier ist nach wie vor eine der wichtigsten und gefragtesten Ressourcen – gleichzeitig werden bei seiner Produktion enorme Mengen Holz, Energie und Wasser verbraucht. Neben dem generellen Einsparen von Papier hilft die Verwendung von Recyclingpapier, diesen Verbrauch deutlich zu reduzieren. Was denken Sie, wie viel Energieeinsparung ist mit dem Kauf von einem Paket Recyclingpapier im Vergleich zu Frischfaserpapier verbunden? Antworten auf diese und weitere Fragen finden Sie nachfolgend auf dieser Seite!
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Foto: KNU/Wegener
Lebensgrundlage Wald
Wälder sind die artenreichsten Lebensräume der Welt – etwa zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten leben im Wald. Sie stabilisieren das Erdklima, binden CO2, setzen Sauerstoff frei, filtern Schadstoffe aus der Luft und regulieren den Wasserhaushalt. Außerdem bieten sie Schutz vor Erosion, Lawinen und Überschwemmungen. Tropische Regenwälder sind dabei von besonderer Bedeutung. Sie bedecken zwar nur 7 % der Erdoberfläche, beherbergen aber 50 % aller Tier- und Pflanzenarten weltweit und ihre Bäume speichern um die Hälfte mehr Kohlenstoff als Bäume außerhalb der Tropen.[3, S. 7-11][4]
Dennoch gehen wir Menschen nicht gerade sparsam mit diesen wertvollen Ökosystemen um: 78% der Urwälder wurden in den letzten 8000 Jahren zerstört und noch heute verringert sich die globale Waldfläche jedes Jahr um die Fläche Kroatiens.[4]

Foto: KNU/Wegener
Papierverbrauch in Deutschland und weltweit
Die Nutzung von Holz zur Papierherstellung hat einen großen Anteil am kontinuierlichen Rückgang der globalen Waldflächen. Umso wichtiger ist es, unnötigen Papierverbrauch zu reduzieren und verbrauchtes Papier in recycelter Form wiederzuverwenden.
In Deutschland verbrauchen wir ca. 250 kg Papier pro Kopf und Jahr (weltweiter Durchschnitt 2010: 57 kg) und damit insgesamt so viel wie die Kontinente Afrika und Südamerika zusammen. Das Ziel einer gerechten, tragfähigen Verteilung spricht dafür, dass wir unseren Verbrauch deutlich reduzieren.[3, S. 5][5]

Foto: KNU/Wegener
Recyclingpapier als Alternative zu Frischfaserpapier
Holz besteht knapp zur Hälfte aus Zellulosefasern. Das Herauslösen der einzelnen Fasern aus dem Holz ist der aufwändigste, energie- und wasserintensivste Schritt der Papierherstellung. Liegen die Fasern einmal vor, können sie dank Recycling bis zu sechsmal wiederverwendet werden. Darin besteht – nach der direkten Einsparung von Papier – der wichtigste Beitrag, um den Holzverbrauch zu senken und den Druck auf den Wald zu reduzieren: Wer beim Kauf von einem Paket Papier mit 500 Blatt (2,5 Kilo) zu Recyclingqualität greift, spart 5,5 Kilo Holz. Und mit den 3 kWh, die man beim Kauf eines Kilos Recyclingpapier gegenüber Primärfaserpapier spart, lässt sich soviel Wasser erhitzen, dass man damit rund 210 Tassen Kaffee kochen kann.[3, S. 12-17]

Foto: Blauer Engel
Umweltsiegel Blauer Engel
Das Umweltbundesamt empfiehlt für den grafischen Bereich die Nutzung von Recyclingpapier, welches den Kriterien des Blauen Engels entspricht. Dieses vereinigt die hohen Ansprüche an die Archivierbarkeit und die Optik mit den Zielen des Umwelt- und insbesondere des Ressourcenschutzes am besten. Bei diesem Papier werden mindestens 65 Prozent an unteren, mittleren und krafthaltigen Altpapiersorten eingesetzt und es dürfen eine ganze Reihe von Chemikalien nicht verwendet werden. Papier mit dem Weiße-Grad 100 empfiehlt das Umweltbundesamt nicht. Die hohen Weißgrade sind nur durch einen erhöhten Einsatz besserer Altpapiersorten zu erzielen. Gefördert werden sollte aber gerade der Einsatz der unteren und mittleren Altpapiersorten. Für Institutionen, die nicht auf hohe Weiße verzichten wollen, sind 70er und 80er Weiße empfehlenswerte Alternativen.[2, S. 3]
Verwendung von Recyclingpapier an der Universität Hamburg
Gemäß der vom Senat am 09.12.2008 beschlossenen Vorgabe ist an der Universität Hamburg die einheitliche Verwendung von Recyclingpapier für die Universitätsverwaltung vorgesehen. Aufgrund der ansprechenden Optik ist daher – bis auf wenige Ausnahmen wie z. B. bei besonderen Anlässen, bei Urkunden und Verträgen – Recyclingpapier mit der Qualität 90er Weiße über den Rahmenvertrag der Finanzbehörde zu bestellen.
Im Jahr 2017 wurden von der Universität Hamburg und der Universitätsdruckerei insgesamt 21,8 Millionen Blätter DIN-A-4-Papier verbraucht. Davon waren 48 % Recyclingpapier und 52 % Frischfaserpapier.
Grafik: UHH/Tolkiehn
Welche Rolle spielt der Weißegrad von Recyclingpapier?
Recyclingpapierprodukte haben unterschiedliche Weißegrade (z. B. 60er, 70er, 80er oder 90er Weiße nach ISO 2470). Aus ökologischer Sicht gilt, dass Papier nur so weiß wie nötig sein soll, weil mit einer höheren Weiße aufwendigere Aufbereitungsschritte (Bleiche) und höhere Faserverluste durch diese zusätzlichen Verarbeitungsschritte verbunden sind. Außerdem können zur Herstellung hoch weißer Recyclingpapiere nur hochweiße Altpapiersorten verwendet werden – die weniger guten aber mengenmäßig überwiegenden Altpapieranteile werden nur für geringere Recyclingpapierqualitäten verwendet (Verpackungen) oder müssen energetisch verwertet werden.
Neben den Kosten- und Umweltvorteilen ist auch der damit verbundene Imagegewinn ein Anreiz, Veröffentlichungen auf Recyclingpapier mit dem Blauen Engel zu drucken.[2]
Wie wird der Weißegrad gemessen?
Im Zusammenhang mit der Verwendung von Recyclingpapier ist häufig vom sogenannten Weißegrad zu lesen. Der Weißegrad ist ein Maß für die Helligkeit des Papiers.
Natürliches Licht ist immer eine Zusammensetzung von Lichtbestandteilen unterschiedlicher Farben – im Lichtspektrum von Sonnenlicht sind von rot bis blau alle Farben enthalten und darüber hinaus gibt es noch weitere Bestandteile, die außerhalb des sichtbaren Bereichs liegen (infrarotes und ultraviolettes Licht). Die Farbwirkung eines Gegenstandes hängt entscheidend von der Zusammensetzung des Umgebungslichts ab. Ein standardisiertes Verfahren zur Bestimmung des Weißegrades ist im Standard ISO 2470 geregelt: Das Papier wird mit einem genau definierten Licht beleuchtet, welches durchscnittlichem Tageslicht entspricht (CIE Standardleuchtmittel C). Der Weißegrad hängt nun davon ab, wie viel sichtbares Licht vom Papier reflektiert wird. Wird genauso viel Licht zurückgeworfen, wie zuvor auf das Papier gefallen ist, spricht man von einem Weißegrad von 100. Wird insgesamt weniger Licht zurückgeworfen, ist der Weißegrad dementsprechend niedriger.
Manchmal ist sogar von Weißegraden deutlich über 100 zu lesen. Das bedeutet, dass mehr sichtbares Licht zurückgeworfen wird als ursprünglich auf das Papier gefallen ist. Dies funktioniert über optische Aufheller (OBAs – optical brightening agents) – Substanzen, die Licht aus dem nicht sichtbaren (ultravioletten) Bereich in sichtbares Licht umwandeln können und somit auch Weißegrade über 100 ermöglichen.
Was gehört ins Altpapier?
Ein funktionierender Papierkreislauf beginnt nicht erst bei der Beschaffung von neuem Papier, sondern schon bei der Entsorgung von benutztem Papier. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick darüber, welche Papierarten über das Altpapier entsorgt werden sollen und welche nicht:[1]
Ins Altpapier gehören | Ins Altpapier gehören nicht |
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Quellen
[1] Umweltbundesamt. (2016). Papier, Recyclingpapier. Abgerufen am 16.06.2017.
[2] Umweltbundesamt. (2015). Recyclingpapier: Antworten auf häufig gestellte Fragen. Abgerufen am 16.06.2017.
[3] Umweltbundesamt. (2012). Papier – Wald und Klima schützen. Forum Ökologie & Papier (FÖP). Abgerufen am 16.06.2017.
[4] WWF. (2011). Die Wälder der Welt – Ein Zustandsbericht. Abgerufen am 19.06.2017 (PDF).
[5] WWF. Aus Wäldern wird Papier. Abgerufen am 19.06.2017.
[6] Netzwerk Papierwende. Aktueller Papierverbrauch 2010. Abgerufen am 19.06.2017.