SDG 15 – Leben an Land
Im SDG 15 sind der Schutz, die Wiederherstellung und die nachhaltige Nutzung von Landökosystemen festgehalten. Dazu gehört auch die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern, die Bekämpfung von Wüstenbildung, das Stoppen und Umkehren von Bodenverschlechterungen und das Aufhalten von Biodiversitätsverlusten.
Patenteam
Prof. Dr. Jörg Ganzhorn
Fakultät: Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
Fachbereich: Biologie
Weitere Informationen zur Person: Prof. Dr. Jörg Ganzhorn
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte bzw. aktuellen Forschungsprojekte? Welchen Bezug haben diese zu „Ihrem“ SDG?
In unseren Forschungsprojekten suchen wir nach Möglichkeiten, Arten- und Naturschutz in Waldökosystemen Madagaskars mit ökonomischer Entwicklung so zu verbinden, dass die Ökosysteme keinen weiteren Schaden nehmen und sich mittelfristig die Naturschutzsituation verbessert. Wir bestimmen dabei erst die Bedingungen, die Tiere (Schwerpunkt Säugetiere) benötigen, um langfristig stabile Populationen und wichtige Ökosystemprozesse (z. B. Samenausbreitung) aufrechtzuerhalten. Diese Bedingungen versuchen wir in Schutzgebieten zu erhalten. Da die lokale Bevölkerung in vielen Bereichen essentiell von den Ressourcen des Waldes abhängt (Holz, Medizinalpflanzen, wild wachsende Früchte und Knollen), erarbeiten wir Möglichkeiten, wie diese Ressourcen auch in die Kulturlandschaft (Ackerbau, selektiver Holzeinschlag, Renaturierung bei Bergbau) integriert werden können, so dass davon sowohl Menschen als auch Tiere profitieren. Derartige Projekte können isolierte Schutzgebiete vernetzen und so kleine Restpopulationen zu größeren Populationen zusammenführen, die bessere Überlebenschancen haben.
Diese Forschungs- und Naturschutzaktivitäten müssen direkt mit Verbesserung der Lebenssituation der menschlichen Bevölkerung um die Schutzgebiete verknüpft sein und die Menschen vor Ort müssen die Wälder als „ihre“ Wälder annehmen und schützen. Dazu beteiligen wir uns an Ausbildungsprogrammen, die von lokalen Helfern bis zu Universitätsabsolventen reichen.
Wie kamen Sie zu diesem Thema? Woher kommt Ihr Interesse?
Die Vielfalt von Lebensformen, ihre Entstehung und die Prozesse, die Interaktionen zwischen und innerhalb von Arten sind faszinierend. Diese Vielfalt nicht zu zerstören, sollte selbstverständlich sein. Angesichts der wachsenden menschlichen Bevölkerung kommt es verstärkt zu Interessenskonflikten über limitierte Ressourcen. Auf Inseln wird die Endlichkeit von Ressourcen und die Absurdität des Glaubens an fortwährendes Wachstum in allen Bereichen unmittelbar und sehr viel dramatischer sichtbar als in Ländern, die Ausweich- und Kompensationsmöglichkeiten über die Landesgrenzen hinweg bieten. Um Nachhaltigkeit zu erreichen, muss man alle Protagonisten einbeziehen. Daher arbeiten wir mittlerweile mehr im Ausbildungssektor als in der Grundlagenforschung.
Welche Aktivitäten planen Sie im Rahmen der SDG-Patenschaft? Welche Möglichkeiten sehen Sie in der (interdisziplinären) Vernetzung mit den anderen Mitgliedern Ihres Patenteams?
Anhand konkreter Beispiele zu Renaturierung unterschiedlicher Lebensräume sollen Möglichkeiten zu verstärkten Kooperationen zwischen Disziplinen herausgearbeitet werden. Schwerpunkt könnte sein, von Besonderheiten der Fallbeispiele zu übergeordneten Prinzipien zu kommen, die als Rahmenkonzept für eine Vielzahl von Projekten dienen können.
Gibt es einen Bezug zwischen Ihrem Thema und einem/mehreren der 16 weiteren SDGs?
Bezüge zwischen SDG 15 „Leben an Land“ bestehen mit den folgenden SDGs:
- SDG 1: keine Armut
- SDG 2: kein Hungern
- SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen
- SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
- SDG 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion
- SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
Auf der Webseite der Arbeitsgruppe "Tierökologie & Naturschutz" finden Sie aktuelle Informationen zu den Forschungsprojekten.
Prof. Dr. Kai Jensen
Fakultät: Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
Fachbereich: Biologie
Weitere Informationen zur Person: Prof. Kai Jensen
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte bzw. aktuellen Forschungsprojekte? Welchen Bezug haben diese zu „Ihrem“ SDG?
Wir widmen uns insbesondere zwei Forschungsschwerpunkten: Im Bereich „Biodiversität und Ökosystemfunktionen“ untersuchen wir in Feuchtgebieten und in urbanen Lebensräumen Muster und Mechanismen der Biodiversität der Pflanzen und wir analysieren die Rolle von Pflanzen für bestimmte Ökosystemfunktionen. In dem Schwerpunkt „Ökophysiologie und Stress“ untersuchen wir kurzfristige und langfristige Adaptationen von Pflanzen an stressreiche Standortbedingungen.
In laufenden Forschungsprojekten, die von der DFG, vom BMBF und BMU sowie vom Stifterverband gefördert werden, untersuchen wir u. a. in einem Ökosystem-Erwärmungsexperiment Auswirkungen des Klimawandels auf Salzmarschen der Nordseeküste, in der Stadt Hamburg Fragen zu Stressreaktionen und zur Zukunftsfähigkeit von Straßenbäumen und an der Mittelelbe Biodiversität und Ökosystemleistungen von Hartholz-Auenwäldern.
Wie kamen Sie zu diesem Thema? Woher kommt Ihr Interesse?
Mein Interesse ist intrinsisch, schon lange in mir!
Welche Aktivitäten planen Sie im Rahmen der SDG-Patenschaft? Welche Möglichkeiten sehen Sie in der (interdisziplinären) Vernetzung mit den anderen Mitgliedern Ihres Patenteams?
Ich möchte dazu beitragen, zunächst einen Überblick über die Gruppen an der UHH zu bekommen, der Arbeiten Bezug zum SDG 15 haben. Weiterhin wünsche ich mir, dass wir mit allen relevanten Akteuren im Herbst 2019 einen Workshop durchführen um zukünftige Aktivitäten zu entwickeln.
Gibt es einen Bezug zwischen Ihrem Thema und einem/mehreren der 16 weiteren SDGs?
Ja, insbesondere zu Leben im Wasser! Aber auch zu zahlreichen anderen SDGs, die ja teilweise durchaus im Konflikt mit dem SDG 15 stehen!
Weitere Informationen auf der Website der Angewandte Pflanzenökologie
Prof. Dr. Michael Köhl
Fakultät: Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
Fachbereich: Biologie
Weitere Informationen zur Person: Prof. Dr. Michael Köhl
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte bzw. aktuellen Forschungsprojekte? Welchen Bezug haben diese zu „Ihrem“ SDG?
Meine Forschungsschwerpunkte konzentrieren sich vor allem auf die Bereiche nachhaltige Forstwirtschaft und Landnutzung sowie Wald und Klima. Wir bearbeiten u.a. Forschungsprojekte zur nachhaltigen Waldnutzung in der Karibik (Belize, Guyana, Trinidad und Surinam) und in Indonesien, zu Mensch-Wildtierkonflikten in Nepal und zur Kohlenstoffbindung durch Wälder und Holzprodukte. In Fidschi erarbeiten wir das nationale Forest Reference Level, das die Quantifizierung von Emissionsreduktionen und Kohlenstoffbindung durch Waldbewirtschaftung erlaubt und die Grundlage zur Generierung von finanziellen Anreizen im Rahmen des UN-REDD+ Programms (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) ist. Zudem bearbeite ich in Fidschi den Bereich Agriculture, Forestry and other Landuse (AFOLU) für die National Determined Contributions (NDCs) und eine Low Emission Developement Strategy (LEDS).
Wälder sind eine wichtige Lebensgrundlage für die lokale Bevölkerung, spielen eine bedeutende Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf und beim Erhalt der Biodiversität und dienen der Versorgung mit nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energien. Aus den verschiedenen Nutzungsansprüchen können Konflikte entstehen. Daher ergeben sich vielfältige Bezüge zu SDG 15 „Leben an Land“, das sich mit Schutz, Wiederherstellung und Förderung der nachhaltigen Nutzung terrestrischer Ökosysteme, nachhaltiger Bewirtschaftung der Wälder, Bekämpfung der Wüstenbildung, Eindämmung und Umkehrung der Landdegradation und Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt befasst.
Wie kamen Sie zu diesem Thema? Woher kommt Ihr Interesse?
Wer einmal die Gelegenheit hatte, einen tropischen Naturwald zu besuchen, wird die Notwendigkeit zum Schutz dieser beeindruckenden Wälder nachvollziehen können. Von 2010 bis 2015 hat die Fläche von Tropenwäldern jährlich um 5.5 Millionen Hektar abgenommen. Das entspricht etwa der halben Waldfläche Deutschlands. Wesentliche Ursache des Waldverlustes ist die Umwandlung von Waldflächen in landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Holzernte trägt zwar nur etwa 5 Prozent zur globalen Entwaldung bei, zerstört aber die natürliche Struktur, die Artenzusammensetzung und die Kohlenstoffvorräte von Wäldern auf großen Flächen. Da man die Holznutzung in Wäldern nicht unterbinden kann, suchen wir nach nachhaltigen Lösungen, wie Nutzungseingriffe schonend durchgeführt werden können ohne die Wälder in ihrem Bestand zu gefährden.
Welche Aktivitäten planen Sie im Rahmen der SDG-Patenschaft? Welche Möglichkeiten sehen Sie in der (interdisziplinären) Vernetzung mit den anderen Mitgliedern Ihres Patenteams?
SDG 15 „Leben an Land“ befasst sich mit dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung terrestrischer Ökosysteme. Durch verschiedene Ansprüche an die Landnutzung ergeben sich hier zwangsläufig Nutzungskonflikte, die ökologische, ökonomische und soziale Dimensionen haben. Die Analyse dieser Konflikte sowie die Entwicklung von Lösungsansätzen erfordert eine holistische Herangehensweise, die von einer Disziplin allein nicht geleistet werden kann.
Aktivitäten im Rahmen der SDG-Patenschaft können natürlich nur gemeinsam geplant werden. Ein erster Ansatz könnte zum Beispiel die Analyse von Fallbeispielen sein, bei der die verschiedenen Disziplinen ihre methodische Herangehensweise einbringen und gemeinsam eine Synthese erarbeitet wird.
Gibt es einen Bezug zwischen Ihrem Thema und einem/mehreren der 16 weiteren SDG?
Bezüge zwischen SDG 15 „Leben an Land“ bestehen mit den folgenden SDGs:
- SDG 1: Keine Armut
- SDG 2: Kein Hunger
- SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen
- SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
- SDG 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion
- SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz